Ein Streifzug durch die Welt der romantischen Volkslieder

… das Warten hat sich gelohnt … Das Bergen dieser verschütt geglaubten Kulturgüter ist ein Aspekt, der die künstlerische Arbeit Edgar Knechts so wertvoll macht, ein anderer ist die filigrane Improvisationserzählkunst des Pianisten und seiner Musiker …
(Jazzpodium)

Dance On Deep Waters im Jazzpodium

Vor drei Jahren brachte der Pianist Edgar Knecht mit „Good Morning Lilofee“ ein von Publikum und Kritik gleichermaßen hochgeschätztes Album auf den Markt, auf dem er romantische deutsche Volkslieder in jazzmusikalischer Hinsicht weiter gedacht hatte. Mit feinsinniger Empathie und Fantasie hatten Knecht und seine Musiker Rolf Denecke, Bass, und die Schlagzeuger Stephan Emig und Tobias Schulte das tradierte Liedgut mit exegetischer Akribie durchdrungen und zu einem funkelnden Juwel des Pianotrio-Jazz erhoben, der dauerhaft zu betören verstand. Einziger Malus damals war das Fehlern der Hauptperson. Lilofee konnte man zwar in den der Veröffentlichung folgenden Konzerten begegnen, nicht aber auf dem famosen Album. Nun eröffnet die Königstochter aus dem böhmischen Volkslied „Es freit ein wilder Wassermann“ den Nachfolger „Dance On Deep Waters“ und das Warten hat somit ein Ende. Und, soviel sei verraten, es hat sich gelohnt. Wieder hat sich das Quartett zu einem Streifzug durch die Welt der romantischen Volkslieder aufgemacht, deren einfache und memorable Melodien beim jetzigen Wiederhören zwar beim einen oder anderen Hörer für blasses Erkennen sorgen wird, vielen aber kaum noch geläufig sind. Das Bergen dieser verschütt geglaubten Kulturgüter ist ein Aspekt, der die künstlerische Arbeit Edgar Knechts so wertvoll macht, ein anderer ist die filigrane Improvisationserzählkunst des Pianisten und seiner Musiker, die die Schönheit der Ursprungsmelodien nutzen, um die Geschichten der Lieder fortzuspinnen, ihnen neue Wendungen, neue Endungen zu geben, sie auch in neue Kontexte zu setzen. Die Latinisierung der „Gedankenfreiheit“ ist schon gewagt und ungewöhnlich, funktioniert aber auf mitreißende Weise überraschend gut. „Dance On Deep Waters“ ist ein charmantes Konvolut von durch den Jazzwolf gedrehten Liedern, die sich mit den großen Themen der Menschheit, mit Liebe Tod und Freiheit beschäftigen und die uns alle auch zum Tanz einladen.

Thorsten Hingst (Jazzpodium)