Einzigartige Symbiose aus Klassik, Jazz und deutschem Volkslied

Deutsche Volkslieder seien bieder und langweilig – sagen manche Leute – doch die haben mit Sicherheit noch nie die Adaptionen des Pianisten Edgar Knecht gehört.
(NDR info)

Zwischen Werden und Vergehen

Deutsche Volkslieder seien bieder und langweilig – sagen manche Leute – doch die haben mit Sicherheit noch nie die Adaptionen des Pianisten Edgar Knecht gehört. Mit “Personal Seasons” ist unlängst das dritte Album einer Trilogie erschienen, die von deutschem Liedgut wie auch von inneren wie äußeren Jahreszeitenzyklen inspiriert wurde. Fünf der acht Stücke basieren auf Volksliedern, die restlichen drei auf Jahreszeitenstimmungen – eingespielt mit seinem langjährigen Trio, mit dem Edgar Knecht 2018 zehnjähriges Bestehen feierte. Ein Jubiläum, das bei ihm tiefgehende Gedanken über existentielle Themen wie Werden und Vergehen auslöste – und über die Kraft der Musik, die damit verbundenen Gefühlslagen zu reflektieren. Für den Pianisten ein Wendepunkt.

Einzigartige Symbiose aus Klassik, Jazz und deutschem Volkslied

Also verließ Knecht seine bisherige Komfortzone und erweiterte sein Trio zu einem zeitweiligen Quartett, in dem der Trompeter Frederik Köster für kongenialen Widerhall sorgt. Mal feierlich und getragen wie im alten Adventschoral “Es kommt ein Schiff geladen” – mal vor Lebenslust und Bewegungsdrang nur so strotzend wie in Knechts Vivaldi-Hommage “Italian Summer”. Subtil und geheimnisvoll kommt die schaurig-schöne Herbstballade “Schnitter Tod” daher – perkussiv und südamerikanisch-treibend das tanzbare “Sommerschall”. Knechts Jahreszeitenzyklen changieren zwischen deutlich konturierten Polaritäten – was “Personal Seasons” zwar zu einem Album überraschender Wendungen und Szenenwechsel macht, jedoch zu keinem beliebig wirkenden. Vielmehr gelingt Edgar Knecht mit seinem Trio eine einzigartige Symbiose aus Klassik, Jazz und deutschem Volkslied, die zudem in ihrer ästhetischen Stimmigkeit ihresgleichen sucht.

 Thomas Haak (NDR info) – CD der Woche